Beziehungs-Dynamiken: Die Rollen in dysfunktionalen Beziehungen

 

Gesunde Familien sind von emotionaler Stabilität, gegenseitiger Unterstützung und Förderung sowie Ermutigung bestimmt.

In dysfunktionalen Beziehungen schaut das anders aus. Hier gibt es unbewussten Überzeugungen, Regeln und Erwartungen, die existieren und die die Art und Weise beeinflussen, wie die Mitglieder miteinander interagieren. Diese Rollen belasten die Beziehung und haben negative Auswirkungen auf die beteiligten Personen.

Die Familientherapie, transaktionale Analyse und systemische Beratung haben hier einige Rollen definiert. Diese Rollen können dazu dienen, den Zusammenhalt der Familie zu bewahren, aber auch als Überlebensstrategie des Kindes in einer schwierigen Umgebung.

 

 

Wichtig ist hier:

Für die Prägung unserer Bindungsfähigkeit und unserer Identität legt die Familie den Grundstein. Denn in der zeit in der sich unser Gehirn ausbildet (Geburt bis zum 7. Lebensjahr) wird unsere Persönlichkeit und unser Verhalten schon festgelegt.

Daher ziehst du immer genau die Menschen in dein Leben, die die Nebenrolle zu deiner Hauptrolle besetzen. Wenn du Menschen immer wieder retten musst und ihnen helfen musst weil sie selbst keine Lösung finden, dann ist es gut möglich, dass du zum Beispiel die Rolle des Helfers oder Retters sehr verinnerlich hast und unbewusst alle Handlungen von dir und anderen darauf ausrichtest, genau das wieder auszuleben.

Meist suchen diese Helfer sich Menschen aus, die gerne die Opferhaltung einnehmen oder schaffen direkt zum Beginn der Beziehung eine Verbindung mit dem Gegenüber, indem sie sich über deren Probleme, Sorgen, Stress und Lästereien austauschen. Auch wenn diese negativen Themen oft genutzt werden, um schnell mit anderen in Verbindung zu treten, muss man sich bewusst machen, dass dies aber energieraubende Emotionen sind. Wer eine Verbindung auf Basis dieser Themen eingeht und das die Gemeinsamkeit ist, wird auch schwer davon loslassen.

 

Die Rollen in dysfunktionalen Beziehungen:

Hier findest du eine Liste typischer Rollen in Beziehungen:

1. Das verlorene Kind
2. Der Friedensstifter
3. Der Clown
4. Das schwarze Schaf
5. Der Rebell
6. Der Retter
7. Der Versorger
8. Das Kindliche
9. Der Perfektionist
10. Der Märtyrer
11. Der Kontrolleur
12. Der Verfolger
13. Das Opfer

 

Hier findest du weitere Erläuterungen zu den einzelnen Rollen:

1. Das verlorene Kind: Du ziehst dich zurück und versuchst, unsichtbar zu sein, um Konflikte zu vermeiden. Du hast das Gefühl, dass du nicht in die Familie passt und fühlst dich allein und isoliert.

2. Der Friedensstifter: Du versuchst, Konflikte zu lösen und Frieden in der Familie zu schaffen. Du opferst oft deine eigenen Bedürfnisse, um die Bedürfnisse anderer zu erfüllen.

3. Der Clown: Du bist humorvoll und versuchst, die Stimmung aufzulockern und Konflikte zu entschärfen. Du vermeidest Konfrontationen und versuchst, negative Emotionen zu vermeiden.

4. Das schwarze Schaf / Der Sündenbock: Du übernimmst die Schuld für Probleme in der Familie und wirst oft als Sündenbock benutzt. Du fühlst dich missverstanden und nicht geschätzt.

5. Der Rebell: Du rebellierst gegen die Regeln und Erwartungen der Familie und versuchst, deine Unabhängigkeit und Individualität zu bewahren. Du fühlst dich oft in deiner Familie eingeschränkt und unverstanden.

6. Der Retter / Helfer: Du versuchst, andere Familienmitglieder zu retten oder zu schützen und übernimmst oft Verantwortung für die Probleme anderer. Du fühlst dich verantwortlich für das Glück anderer.

7. Der Versorger / Das Eltern-Ich: Du übernimmst die Verantwortung für die Versorgung der Familie und fühlst dich oft verpflichtet, finanzielle Unterstützung zu leisten. Du opferst oft deine eigenen Bedürfnisse für das Wohl der Familie. Eine Rolle, die darauf ausgerichtet ist, andere zu erziehen, zu kontrollieren und zu schützen.

8. Das Kindliche / Das Kind-Ich: Du verhältst dich kindlich und unreif, um Aufmerksamkeit und Pflege von anderen Familienmitgliedern zu erhalten. Du fühlst dich unsicher und hast das Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit.

9. Der Perfektionist: Du strebst nach Perfektion und verlangst oft auch von anderen, dass sie perfekt sind. Du fühlst dich unter Druck gesetzt, alles richtig machen zu müssen.

10. Der Märtyrer / Das angepasste Kind: Du opferst dich oft für andere Familienmitglieder auf und vernachlässigst dabei deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Du fühlst dich verantwortlich für das Wohlergehen anderer. Du passt dich an die Erwartungen anderer an und ordnest dich unter, um Konflikte zu vermeiden.

11. Der Kontrolleur: Du versuchst, die Kontrolle über die Familie und die Umgebung aufrechtzuerhalten und kannst dabei oft starr und unnachgiebig sein. Du fühlst dich unsicher und hast das Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit.

12. Der Verfolger: Der "Verfolger" ist eine Rolle, in der Menschen andere kritisieren und verurteilen und oft aggressiv handeln.

13. Das Opfer: Das "Opfer" ist eine Rolle, in der Menschen sich als unschuldig und hilflos darstellen und oft die Verantwortung für ihre eigenen Probleme anderen zuschreiben.

 

Sämtliche Rollen können individuell oder in Kombination auftreten und sind oft unbewusst. Die Identifizierung dieser Rollen kann dazu beitragen, Familienmitgliedern zu helfen, ihre Verhaltensmuster zu verstehen und aus ihnen auszubrechen, um gesündere Beziehungen aufzubauen. 

Jede Rolle sucht sich ein passendes Gegenstück: Wo ein Opfer ist, findet sich meist auch ein Retter.

Mache dir bewusst, dass du diese frühe Prägung auch in späteren Beziehungen - beruflich und privat leben willst. 

Der Perfektionist will im Job und auch Privat alles hervorragend erledigen und bürdet sich sehr viel auf.

Der Retter wird sich beruflich und privat intensiv um andere Menschen kümmern und sich oft selbst vergessen. Bei Retter kann es oft passieren, dass er zu Beginn sich eben Opfer sucht, denen er helfen kann. Doch nach einer Weile, wenn die Hilfe versagt oder nicht effektiv ist, kann das zu Frust beim Retter führen.

Wer Beziehungsdynamiken versteht, aus alten Rollen und Mustern aussteigt kann seine Beziehungen deutlich verbessern und Konflikte mindern.